Von Palmerston segelten wir weiter Richtung Westen zur Insel Niue. Niue gilt mit seinen 1.600 Einwohnern als kleinster Staat der Welt. Es ist neuseel?ndisches Protektorat, hat aber eine eigene Regierung und verwaltet sich selbst. Die Winde waren günstig und wir waren mit durchschnittlich knapp 7 Knoten (= 13 km/h) für Segelverh?ltnisse recht flott unterwegs. Für die 440 Seemeilen brauchten wir zweieinhalb Tage. Am Morgen des dritten Tages kamen wir etwas zu früh an, die Sonne war noch nicht aufgegangen, und deswegen segelten wir die letzten Meilen im Schneckentempo, um nicht im Dunkeln in der Bucht einzulaufen. Mit der aufgehenden Sonne im Gesicht n?herten wir uns schlie?lich der Insel und machten an einer Mooring Boje vor der Hauptstadt Alofi fest. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln des Südpazifiks hat Niue keine Lagune, sondern ist eine knapp 70 m über Meeresniveau erhobene Koralleninsel und wird deswegen auch „the Rock of Polynesia“ genannt. Wir staunten über die hohen Kalksteinklippen der zerklüfteten Küste, die über den azurblauen Ozean ragten. Das Wasser vor Alofi ist 30-40 Meter tief und au?ergew?hnlich klar. Beim Schnorcheln konnten wir problemlos bis auf die Korallen auf dem Meeresgrund schauen. Mit dem Dinghy an Land zu gelangen gestaltete sich komplizierter als sonst. Wir konnten n?mlich nicht einfach auf einem Strand landen oder das Dinghy an einem Bootssteg festbinden, sondern mussten es mit einem Kran aus dem Wasser holen und es auf dem Dock parken.


Auf einer Feier im Segelclub lernten wir Karen und Graham kennen, ein Weltenbummler-Ehepaar aus Neuseeland, die mit ihrem Segelboot S/V Red Herring II schon seit über 10 Jahren auf den Meeren der Welt unterwegs waren. Gustav und Bj?rn von S/V Ronja waren auch mit uns nach Niue gesegelt. Beide Boote, S/V Ronja und S/V Red Herring II, kamen auch mit uns nach Tonga. Seit wir Taravao auf Tahiti verlassen hatten, geh?rten wir zum ersten Mal wieder zu einer kleinen sozialen Gruppe. Das war nach vielen Wochen intensiver Zweisamkeit zur Abwechslung mal ganz nett. Wir liehen uns zusammen mit Karen und Graham ein Auto aus und erkundeten die vielen versteckten Schluchten, Felsformationen und H?hlen von Niue.


Ein Highlight war die Wanderung zum Togo Chasm. Der Wanderweg führte durch einen mystischen tropischen Regenwald voller Farne und danach über eine bizarre Mondlandschaft aus versteinerten Korallen. Am Schluss ging es eine „Indiana Jones“- Leiter hinunter in eine enge Schlucht mit wei?em Sand und Kokospalmen. In der Schlucht h?rte man die Wellen des Pazifiks von au?en gegen die Felsen peitschen und durch eine H?hle, die nur bei Ebbe begehbar ist, kletterten wir an den Rand der Klippe zum Wasser.




Zum Mittagessen picknickten wir am Strand von Avatele. Auf der anschlie?enden Schnorcheltour schwamm ich mehrere Minuten lang mit einer Schildkr?te und au?erdem traf ich auf eine schwarz-wei? gestreifte Seeschlange. Ich konnte die sich seltsam durch’s Wasser bewegende Kreatur zuerst nicht zuordnen, aber dann fiel mir ein, wie mir in Malaysia jemand von diesen t?dlichen Seeschlangen erz?hlt hatte. Angeblich seien sie so giftig, dass ein einziger Biss einen Menschen in wenigen Minuten t?ten würde. Ich nahm erschrocken Rei?aus und damit war das Schnorcheln für mich beendet.

Mein Lieblingsort auf Niue waren die Limu Pools, eine Gruppe von natürlichen Schwimmbecken, die vom Ozean durch Felsen abgegrenzt sind. Hier gibt es wie an deinen meisten Küstenabschnitten von Niue keinen Sandstrand, sondern man klettert über Holzleitern ins türkis-blaue Wasser oder springt einfach vom Felsen hinein.


Ein weiterer sehr sch?ner und geheimnisvoller Ort war die H?hle von Avaiki. Der Legende nach durfte in diesem Salzwasserbecken früher nur der K?nig von Niue baden. Das unterschiedlich einfallende Sonnenlicht erzeugte verschiedene Blaut?ne im Wasser und es schimmerte rosa von den Kalksteinw?nden. Ein H?hlengang führte in eine zweite, kleinere H?hle. Dieser lag komplett unter Wasser, also tauchte man ein paar Meter durch Stalaktiten und Stalakmiten und fühlte sich wie in einer anderen Welt.

Da laut Wettervorhersagen der Wind für l?ngere Zeit ostw?rts drehen sollte, verlie?en wir Niue schon nach 3 Tagen, weil wir hier nicht auf unbestimme Zeit feststecken wollten.