Von La Paz im Norden Boliviens fuhr ich mit dem Bus nach Puno am Titikakasee und von dort weiter nach Arequipa im Südosten von Peru. In Arequipa traf ich meine Mama, die 4 Wochen lang mit mir durch Peru reisen würde. Eigentlich wollte ich mit dem Nachtbus von Puno nach Arequipa fahren, bin dann aber spontan in einen Nachmittagsbus gehüpft, weil ich keine Lust hatte, um 4 Uhr morgens anzukommen. Also war ich einen Tag vor meiner Mama in Arequipa. Weil ich noch keine peruanische SIM-Karte und damit keine mobilen Daten auf dem Handy hatte und noch kein Hostel gebucht hatte, bin ich mit dem Taxi zum Hauptplatz gefahren und habe im erstbesten Hostel nach einem Bett gefragt. Das hat alles ganz gut geklappt, au?er dass ich vom Taxifahrer abgezockt wurde, weil ich keine Ahnung hatte, wie viel ein peruanischer Sol wert war. Arequipa liegt am Fu?e der Anden und wird von drei über 5000 m hohen Vulkanen überragt. Aus wei?em Vulkangestein gebaut, wird Arequipa auch „die wei?e Stadt“ genannt. Man spaziert über glatt getretene Kopfsteinpflasterstra?en, die von wei?en Kolonialh?usern ges?umt sind und der gro?e Hauptplatz Plaza de Armas mit der imposanten Kathedrale ist von wei?en Arkaden umgeben. Wir haben 4 Tage in Arequipa verbracht, in denen wir die Stadt erkundet, super lecker gegessen und Alpaka-Klamotten geschoppt haben. Au?erdem waren wir beim Wildwasserrafting und haben einen peruanischen Kochkurs gemacht. Die peruanische Küche ist wirklich gut! Zu meinen Lieblingsgerichten geh?rten Causa Lime?a (ein Kartoffel-Limetten-Küchlein mit variablen Füllungen wie Avocado oder Krabben), Lomo Saltado (im Wok gebratenes Rindfleisch) und Ceviche (roher Fisch mit Limetten und Koriander). Ceviche sollte ich allerdings nur dreimal essen – danach nie wieder. Das bei den Peruanern sehr beliebte Cuy (Meerschweinchen) hat uns nicht sehr geschmeckt: das Fleisch hat eine seltsame Konsistenz und an den Knochen ist kaum was dran. Alpaka ist dagegen ziemlich lecker.
Nach Arequipa ging es für 2 Tage in den Colca-Canyon zur Condor-Beobachtung. Der Colca-Canyon ist mit 3.270 m einer der tiefsten Canyons der Welt und einer der wenigen Orte, wo man Anden-Condore aus n?chster N?he beobachten kann. Neben den Condoren ist das Tal an sich schon sehenswert. Es ist voller bunter Felder, die in Steinterrassen aus der Pr?-Inka Zeit zum Colca-Fluss hin angeordnet sind. Hier werden Mais, Kartoffeln, Quinoa und alle m?glichen weiteren Gemüsesorten angebaut. Nach einer ?bernachtung in einer Mountain-Lodge auf 3600 m waren am n?chsten Morgen um 7 Uhr die ersten Touristen am Beobachtungspunkt direkt am Abgrund des Canyons und sahen die Condore nur wenige Meter über uns kreisen. Mit einer Flügelspannweite von knapp 3 m sind das wirklich beeindruckende Tiere. In der Inka-Mythologie repr?sentieren die Condore das Himmelreich und finden sich somit in vielen Darstellungen in Architektur und Textilien wider. Die Unterwelt und die Erde werden von Schlange bzw. Puma repr?sentiert. Nach der Condorbeobachtung sind wir mit Fahrr?dern durch das grüne Tal gefahren, die Condore immer mal wieder über uns kreisend. Zum Glück ging die Strecke gr??tenteils bergab, denn Bergauffahren erwies sich auf dieser H?he als wahre Herausforderung. Der Einzige aus unserer Gruppe ohne Kurzatmigkeit auf den 15 min bergauf war ein durchtrainierter englischer Triathlet.
Unser n?chstes Ziel war der Titikakasee. Dafür ging es vom Colca-Canyon (zurück) nach Puno auf 3900 m, d.h. sehr kalte N?chte und eine kurzatmige Mama. Wir verbrachten zwei N?chte auf einer der unz?hligen schwimmenden Schilf-Inseln. Diese Inseln wurden ursprünglich von dem Volk der Uros errichtet, um den Inka zu entfliehen, die sich im 15. Jhrd. im gesamten Andenraum ausbreiteten. Auf dem H?hepunkt ihrer Macht ragte das Inkareich vom Süden des heutigen Kolumbiens bis in den Norden von Argentinien. Unsere Gastgeber waren ein reizendes kleines Ehepaar, Gloria und José, die sich liebevoll um uns kümmerten und bewirteten. Natürlich sprachen sie haupts?chlich Spanisch, aber meine Spanischkenntnisse reichten aus, um Gloria’s neugierigen Fragen über unsere Familie standzuhalten. In den Schilfhütten gab es weder Heizung noch Warmwasser, aber unter 7 Decken und mit einer zur W?rmflasche umfunktionierten Plastikflasche überstanden wir die N?chte ohne zu frieren. Mama entledigte sich sogar einiger Deckenschichten, weil der Haufen insgesamt ziemlich schwer und erdrückend war. José gab uns eine kleine Bootstour durch das schwimmende Uros-Dorf, wo es sogar eine Grundschule und ein kleines medizinisches Zentrum gibt. Anschlie?end fuhren wir mit einem gr??eren Boot knapp 2 h auf den See hinaus auf die Insel Taquile. Hier leben die Menschen noch sehr traditionell und versorgen sich selbstst?ndig durch Terassenfeldbau und Fischerei. Bekannt ist Taquile für seine Weberei und Strickerei, die von den M?nnern durchgeführt wird. Man kann den Ehestatus der M?nner an ihren Strickmützen erkennen: rot für verheiratet und wei? für ledig. Wieder „zuhause“ angekommen, kleidete Gloria uns in traditionelle, sehr farbenfrohe Klamotten und der Neffe der Familie ruderte mit uns zum Fischen und Schilfschneiden auf den See hinaus. Mama wurde zu diesem Zeitpunkt leider von der H?henkrankheit dahin gerafft und lag mit Kopfschmerzen im Bett, also war ich mit einem netten spanischen Ehepaar und dem Neffen allein auf dem See unterwegs. Den ganzen Tag strahlte der Himmel in einem beeindruckenden Blau und auch der Sonnenuntergang auf dem See hatte etwas Magisches. Am n?chsten Morgen bestiegen wir in aller Früh den Bus nach Cusco. Dafür mussten wir uns um 4:30 Uhr morgens unter unserem warmen Deckenberg hervor qu?len und wurden 5 Uhr von José an Land gebracht. Das erforderte mal wieder alle meine Klamottenschichten, inklusive Mütze und Handschuhe, aber wir konnten den Sonnenaufgang über dem dampfenden See und dem mit Eis bedeckten Schilf bestaunen.
In Cusco, der ehemaligen Hauptstadt der Inka, blieben wir eine Woche. Einen Tag davon verbrachte ich allerdings hundeelend im Bett nach einer Ceviche-Vergiftung. Zu unserem Glück fand in dieser Woche das wichtigste Fest der Inka statt – Inti Raymi, das Fest zu Ehren des Sonnengottes Inti. Ich hatte davon zuf?llig zwei Wochen vorher erfahren und so konnten Mama und ich noch Last-Minute Tickets ergattern. Auch waren s?mtliche Hotels und Hostels in dieser Woche ausgebucht, weil nicht nur Touristen aus aller Welt, sondern auch Peruaner aus dem ganzen Land zu diesem Festival nach Cusco str?mten. Wir fanden aber ein nettes, kleines, von einer Familie betriebenes Hotel. Der H?hepunkt des Festes – die Nachstellung der Inka-Zeremonie zu Ehren des Sonnengottes – fand einen Tag nach unserer Ankunft in Cusco statt. Aber schon in der Woche vorher wurde auf den Stra?en getanzt und gefeiert. Vor der Hauptzeremonie in der Tempelanlage Sacsayhuamán fand auf dem zentralen Plaza de Armas ein Umzug statt. Hunderte Menschen sa?en um den Platz herum unter den Arkaden auf kleinen Schemeln, auf Stufen oder dem Boden. Wir haben uns Schemel ausgeliehen und uns in die erste Reihe unter eine peruanische Familie mit Gro?mutter und drei Kleinkindern gemischt. Anschlie?end sind wir zur Sonnengott-Zeremonie nach Sacsayhuamán gefahren. Insgesamt war das schon eine sehr touristische Veranstaltung, aber trotzdem beeindruckend. Hunderte Schauspieler in farbenfrohen, spektakul?ren Kostümen stellten eine traditionelle Inka-Zeremonie nach, in deren Mittelpunkt der Inkaherrscher und bedeutende Priester standen. So wurde u.a. ein schwarzes Lama geopfert, um in dessen Eingeweiden die Zukunft des Inkareiches vorher zu sagen (natürlich wurde dafür kein echtes Lama get?tet). Au?erdem wurde viel getanzt. Es wurde in Quechua, der Sprache der Inka gesprochen, aber wir bekamen ein kleines Heft für die ?bersetzung. Cusco ist eine wirkliche hübsche Stadt, in der man problemlos einige Zeit verbringen kann. Es liegt umgeben von Bergen in einem Tal und das Stadtbild l?sst seine lange und wilde Geschichte erahnen. Wie in vielen südamerikanischen St?dten gibt es einen weitl?ufigen Plaza de Armas im Zentrum. Dort findet sich die imposante Kathedrale der Stadt, aber über Cusco verteilt gibt es viele weitere Kirchen, alle auf alten Inka-Tempeln errichtet. Am eindrücklichsten ist dies an der Iglesia de Santo Domingo sichtbar, die auf dem wichtigsten Heiligtum der Inka – dem Sonnentempel Coricancha – errichtet wurde. Unter den Klostermauern erkennt man deutlich die alten massiven Inkasteine, welche die Jahrhunderte ohne M?rtel oder Zement überstanden. Auch wenn man durch die engen gewundenen Gassen schlendert, erkennt man unter den Wohnh?usern oft ?berreste alter Inkamauern. Als Hauptstadt des Inkareiches soll Cusco sehr wohlhabend und beeindruckend gewesen sein. Schrecklich, wenn man bedenkt, wieviel bei der Eroberung durch die Spanier verloren gegangen ist. Auch heute noch werden bei Grabungen, z.B. zuletzt beim Bau einer neuen Kanalisation, gro?e Inkasch?tze gefunden. Neben Machu Picchu war Cusco jedoch der touristischste Ort meiner Südamerikareise. Um den Plaza de Armas kann man keine 50 m gehen, ohne dass einem Touren jeder Art, Schmuck, Bilder oder Alpakatextilien angeboten werden. ?ber die Stadt verteilt finden sich au?erdem Frauen und M?dchen in bunten traditionellen Kleidern mit Baby-Lamas, die sich mit Touristen fotografieren lassen. Auch von denen wird man z.T. regelrecht verfolgt und sie werden aggressiv, wenn sie auch nur zuf?llig in der Ecke eines Fotos abgebildet sind und man sie dafür nicht bezahlt. Das mildert die Sch?nheit Cuscos etwas, aber die Stadt ist trotzdem absolut sehenswert.
Im Heiligen Tal um Cusco herum finden sich viele Inkaruinen, die man erkunden kann. Wir unternahmen einen Tagesausflug nach Pisac, eine knappe Stunde von Cusco entfernt. ?ber dem Dorf thronen auf einem Berg die ?berreste einer Inkasiedlung. Im Vergleich zu Machu Picchu waren hier deutlich weniger Touristen und man konnte sich frei zwischen den Ruinen bewegen, wobei man sich manchmal allein zwischen den Mauern widerfand. Aus allen m?glichen Winkeln hatte man eine wundersch?ne Aussicht über das Tal. W?hrend wir uns bergauf mit einem anderen deutschen Mutter-Tochter-Paar ein Taxi geteilt hatten, sind wir bergab einen einsamen Pfad entlang gewandert. Hier stie?en wir auf weitere ?berreste alter H?user und Steinterrassen, wobei wir komplett allein waren.
Ein Highlight des Heiligen Tales und der ganzen Peru-Reise war die Ruinenstadt Machu Picchu. Dafür nahmen wir eine ziemliche Odyssee auf uns: 3:40 Uhr Aufstehen, 4:00 Uhr mit dem Minibus nach Ollantaytambo, 6:20 Uhr mit dem Zug nach Aguas Calientes und 9 Uhr auf eine weitere 30-minütige Busfahrt von Aguas Calientes hinauf nach Machu Picchu. Bei Ankunft in Ollantaytambo regnete es in Str?men, zum ersten Mal überhaupt seit unserer Ankunft in Peru, und wir fürchteten, dass der lang ersehnte Tag ins Wasser fallen würde. Glücklicherweise klarte es jedoch auf, je n?her wir Machu Picchu kamen. Es besuchen t?glich 6.000 Touristen das UNESCO-Weltkulturerbe, doch trotz der Menschenmassen hat dieser Ort etwas Magisches. Allein die Lage auf einem Bergrücken auf 2.500 m H?he umgeben von Nebel gibt der ganzen Anlage etwas Mystisches. Es ist einfach beeindruckend, wie gro? die alte Ruinenstadt ist und wie gut erhalten die Geb?ude sind. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie hier vor 500 Jahren die Inka ihre Felder bestellten, in Tempeln beteten und auf dem Schauplatz ihre Zeremonien abhielten. Es ist absolut nachvollziehbar, warum Machu Picchu zu den Sieben Neuen Weltwundern gez?hlt wird.
Nach Machu Picchu, Pisac und Cusco hatten wir genug von Inkaruinen und entschieden uns für einen Landschafts- und Kulturwechsel. Dafür flogen wir von Cusco nach Madre de Dios im Amazonasgebiet. Nach nur einer Stunde Flug lie?en wir die hohen Berge der Anden und die kalten N?chte hinter uns und fanden uns im tropisch feuchten Klima des Regenwaldes wider. Wir entschieden uns für drei Tage Abenteuer und drei Tage Entspannung, d.h. drei Tage in einer einfachen Dschungel-Lodge und drei Tage in einem schicken Hotel mit Pool (immerhin mussten die hei?en Temperaturen genutzt werden). Nach unserer Ankunft ging es also zuerst 2 Stunden mit dem Boot den Madre de Dios – Fluss hinauf in den Regenwald. Unsere K?chin brachten wir mit dem Boot aus der Stadt mit und unser Guide, Robert, empfing uns in der Lodge. Es gab 6 Bungalows in der Lodge, doch zu unserer ?berraschung waren wir die einzigen G?ste. Also war Robert unser ganz pers?nlicher Guide und die K?chin kochte nur für uns dreimal t?glich. Zum Mittag- und Abendessen gab es immer drei G?nge mit einer Suppe als Vorspeise und leckeren Früchten wie Ananas, Papaya und Wassermelone als Nachtisch. Es waren einfache Gerichte mit lokalen Zutaten, z.B. Kochbanane oder Fische aus dem Fluss, und alles sehr reichlich und lecker. Gute alte peruanische Dschungel-Hausmannskost. Robert hat uns in den drei Tagen viel gezeigt. Wir sind durch den Dschungel spaziert, um die Flora und Fauna des Amazonas zu entdecken und haben eine n?chtliche Bootsfahrt unternommen, um nachtaktive wei?e Kaimane zu sehen. Wir haben eine ?kologische Farm besucht, wo einheimische Frauen kreuz und quer alle m?glichen Nutzpflanzen des Dschungels pflanzen. Weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt, die Früchte den langen Weg über den Fluss in die Stadt zu transportieren, liegt die H?lfte der Früchte auf dem Boden und vergammelt. Dies erlaubte es uns aber, uns an den Mandarinen, Bananen, Kakaobohnen und Grapefruits an den B?umen zu bedienen. Einen weiteren Nachmittag besuchten wir ein altes Amazonas-Indianer Ehepaar, das in einem Haus am Fluss wohnt und sich allein von den Pflanzen und Tieren des Dschungels ern?hrt, d.h. mit 80 Jahren noch Gartenarbeit, Fischen und Jagen. Der Gro?vater sprach gebrochenes Spanisch. Das und seine Sesshaftigkeit zeigten, dass er im Vergleich zu seinen Eltern schon deutlich angepasster an die moderne Zivilisation war. Seine Eltern lebten als Nomaden im Urwald, sprachen lediglich die Sprache ihres Stammes und gingen auf Menschenjagd. Seine (14!) Kinder dagegen leben ein modernes Leben in der Stadt. Faszinierend, wie sich die Lebensweise innherhalb von zwei Generationen ?ndern kann. Besonders spannend war jedoch der Ausflug zum Lake Sandoval, wo man Riesenotter beobachten kann. Dafür sind wir nach einer 40-minütigen Bootsfahrt eine Stunde durch den Dschungel bis zu einem kleinen Bootsanleger marschiert, wobei wir auf dem Weg drei verschiedene Affenarten in den Baumwipfeln ersp?ht haben. Anschlie?end ging es mit einem Kanu durchs dichte Grün und dann auf den See hinaus. Wir verfolgten eine Gruppe Riesenotter, bis diese sich im Dickicht am Ufer versteckten. Als wir lautes Geschrei und Gepl?tscher h?rten, dachten wir, die Otter würden untereinander k?mpfen. Doch dann schoss ein ca. 5 m langer Kaiman keine 2 m von unserem Kanu entfernt aus dem Wasser. Ich starrte noch ganz fasziniert auf den Otter in seinem Maul und wurde erst von Robert’s erschrockenen Rufen „Go, go, go!“ zum Paddeln angeregt. In den drei Tagen im schicken Hotel lag unser Schwerpunkt auf Chillen am Pool, doch ein bisschen Action musste sein und zwar in Form von über 30 m hohe H?ngebrücken Klettern und Zip-Lining. Wir waren mal wieder die einzigen G?ste und ganz vertrauenserweckend sahen die Zip-Line und der kleine Sicherheitseinweiser nicht aus. Als dieser mich gerade in den Seilen verankerte, fragte Mama noch skeptisch: „Wollen wir das wirklich machen?“, aber wir zogen es durch und hatten riesigen Spa?.
Wie bereits erw?hnt, hatten wir eigentlich genug von Ruinen, aber in Madre de Dios trafen wir ein sehr nettes deutsches Paar, das uns von der Ruinenstadt Kuelap im Norden des Landes erz?hlte. Nach einiger Internet-Recherche waren wir überzeugt und entschieden unsere letzten Tage in Peru in Chachapoyas im Norden zu verbringen. Dafür mussten wir in ein ziemlich kleines Propellerflugzeug steigen, wo jeder Passagier nur 10 kg Gep?ck mitnehmen durfte und beim Einchecken gewogen wurde. In der Region um Chachapoyas lebten die gleichnamigen Chachapoya, ein indigenes Volk, das ?lter ist als die Inka und das wie die meisten Andenv?lker im 15. Jrdh. von den Inka erobert wurde. Es hat mich überrascht zu erfahren, dass Hochphase der Inka nur 100 Jahre gedauert hat, wenn man bedenkt, wie bekannt sie heutzutage sind. Schon Jahrtausende vorher lebten in den Anden weitere V?lker, z.T. ?hnlich hoch entwickelt wie die Inka, von denen kaum jemand wei?. Im Tal um die Stadt Chachapoyas herum findet man viele Relikte der Chachapoya-Kultur. In den 1990er Jahren wurden 219 Mumien entdeckt, die heute im Museum in Leymebamba ausgestellt sind. Schon im Inka-Museum in Cusco hatten wir Mumien gesehen und man erkennt zwar, dass die Mumifizierungskünste der Chachapoya weniger weit fortgeschritten waren als die der Inka, aber in Leymebamba werden auch Sch?del mit heilenden Trepanationsl?chern ausgestellt. Die Chachapoya haben sich also schon an Gehirnoperationen gewagt. Weitere ?berreste in Form von Mausoleen findet man in Revash. Ausgangspunkt ist das winzige, idyllische Dorf San Bartolo, das auf einem Berg auf 2.800 m H?he liegt. Von hier geht es auf eine ca. 3 km Wanderung einen Canyon entlang mit tollen Ausblicken, bis man auf die in eine Felswand gehauenen H?uschen trifft, die als Mausoleen gedient haben. Wir haben uns spa?eshalber kleine Pferdchen für den Weg geg?nnt, aber mein ungeübter Hintern tat mir nach einer Stunde Reiten mit starken bergauf- und bergab Gef?lle so weh, dass ich mein Pferd auf dem Rückweg erleichtert einer ersch?pften Frau überlassen habe. Ein weiterer Tagesausflug ging natürlich nach Kuelap, auch „Machu Picchu des Nordens“ genannt. Der Titel ist nachvollziehbar, denn mit einer L?nge von knapp 600 m, einer Breite von 110 m und 20 m hohen Stadtmauern ist die auf einem steilen Bergrücken gelegene Ruinenstadt schon ziemlich beeindruckend. Die Chachapoya lebten hier über 1000 Jahre bis zur Eroberung durch die Spanier. Noch wird dieser Ort von den Touristenmassen verschont, doch mit der 2017 er?ffneten Seilbahn werden diese sicher bald eintreffen. Insgesamt hat sich unser spontaner Ausflug in den Norden des Landes echt gelohnt. Die Stadt Chachapoyas ist eine ruhige l?ndliche Kleinstadt, die touristisch nicht viel zu bieten hat. Doch gerade das macht ihren Charme aus, da man hier im Vergleich zu Cusco das Gefühl hat, das wahre Peru zu erleben. Wir verbrachten unsere Zeit entweder auf dem Markt, wo wir uns mit lokalem Obst und Gemüse eingedeckt haben, oder auf dem zentralen Platz (der überraschenderweise Plaza de Armas hei?t), wo wir das Treiben beobachtet haben.
In Lima verbrachten wir zwischen unseren Aufenthalten in Madre de Dios und Chachapoyas zwei N?chte und ich verbrachte dort weitere drei Tage, nachdem meine Mama nach Deutschland abgereist war. Viel Positives kann ich über Peru’s Hauptstadt nicht sagen. Eine moderne Gro?stadt, wie sie überall auf der Welt sein kann und au?erdem kalt und von einer grauen Glocke aus Smog und Nebel vom Pazifik bedeckt. Der alternative Stadtteil Barranco hat mir am Besten gefallen, war aber nach Buenos Aires und Valparaíso auch nichts Besonderes. Erw?hnenswert ist einzig, dass wir das Finale des Coppa America zwischen Peru und Brasilien auf dem Plaza de Armas erleben konnten. Peru war zum ersten Mal seit über 50 Jahren wieder beim Coppa America dabei und hat es dann sogar ins Finale geschafft. Leider hat Brasilien gewonnen, aber die Stimmung in der Stadt und auf dem Platz war schon cool. Die Südamerikaner und Fu?ball sind wirklich was Besonderes.
Die Bilder sind mal wieder der Hammer. Ich wünschte ich w?re auch dabei gewesen! So eine bunte Mütze will ich auch! Scheinst eine tolle Zeit mit deiner Mama gehabt zu haben! Ich finde es auch toll wie spontan ihr seid. Ich hoffe ihr konntet euch auch etwas ausruhen, nach all den Strapazen. Ich freue mich schon, dich bald wieder zu sehen. Wobei es für dich sicher schwer wird das Reisen zu beenden.
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